Georg Christoph Silberschlag

Wussten Sie schon, dass der Entdecker der Venusatmosphäre ein Magdeburger Pädagoge war?

„Die Astronomen verlangen eine Gelegenheit zu haben, bei welcher sie die Entfernung zur Erde genauer bestimmen können, als es bisher geschehen ist. Gelingt Ihnen diese Wahrnehmung so können sie das Verhältnis des Erddurchmessers gegen den Sonnendurchmesser so genau angeben, als es nur immer gewünscht werden kann.“

Mit diesen Worten gab die Magdeburger Zeitung ein Ereignis bekannt, dass im Jahr 1761 viele Bürger in Magdeburg begeisterte.

Es handelt sich um den Venustransit am 06. Juni 1961.

Nach den Beobachtungen im Kloster-Berge wertete Silberschlag seine neuen Ergebnisse aus. Im Gegensatz zu früheren Ansichten deutete er die Erscheinungen beim Venustransit als „eine Wirkung der Vernusatmosphäre, in welcher gewiss eine starke Brechung der Lichtstrahlen stattfindet.

Entdeckung der Venusatmosphäre - Magdeburgischen Privilegierten Zeitung
Über die Entdeckung der Venusetmosphäre berichtete Silberschlag am 13. Juni 1761 in der „Magdeburgischen Privilegierten Zeitung“

Die Venus

Unser nächster inner Planet ist ca. 108,16 Mio. km von uns entfernt, hat einen Durchmesser von ca. 12.103 km und umrundet die Sonne in 224,701 Tagen. Während des Umlaufs kann man verschiedene Phasen ähnlich wie beim Mond sehen.

CO2

Sie besteht bis zu 96 % aus CO2 und ihr Oberflächendruck ist ca. 90mal höher als auf der Erde.

464 °C (737 K)

Die Venusatmosphäre hat am Boden eine mittlere Temperatur von 464 °C (737 K). An den tiefsten Stellen herrschen sogar bis zu 493 °C und ein Druck von 119.000 hPa. Zum Vergleich auf der Erdoberfläche (Meeresniveau) herrscht ein Druck von 1.013,25 hPa, was ca. 1 Bar entspricht.

Venus - Quelle: httpss://nssdc.gsfc.nasa.gov/photo_gallery/photogallery-venus.html

Entdecker der Venusatmosphäre?

Venustransit-2004, Quelle: httpss://de.wikipedia.org/wiki/Venustransit
Der russische Wissenschaftler Michail Wassiljewitsch Lomonossow (1711 – 1765) gilt bisher, in der wissenschaftlichen Welt, als Entdecker der Venusatmosphäre. Nach ihm ist der Lichtring der Venus als Lomonossow-Effekt benannt. Er hatte gleichzeitig mit Silberschlag den Venustransit beobachtet und die Venus Atmosphäre entdeckt.

Seine Schlussfolgerungen publizierte Lomonossow in der in russischer Sprache und in deutscher Übersetzung veröffentlichten Schrift „Erscheinung der Venus vor der Sonne, beobachtet bey der Kayserlichen Academie der Wissenschaften in St. Petersburg, den 26. Mai 1761″. (Das ist das Julianische Datum, +10 Tage Gregorianische Datum, 6.Juni Der Gregorianische Kalender wurde in Preußen 1700, in Russland erst 1918 eingeführt).

Diese Publikation erschien erst am 15.Juli 1761, also ca. 5 Wochen nach Silberschlag (13.Juni 1761), sodass dem Magdeburger Lehrer Georg Christoph Silberschlag eindeutig die Ehre der Erstentdeckung zukommt.

In der wissenschaftlichen Welt gilt der Mensch, der seine Entdeckung zuerst veröffentlicht, auch als der Entdecker!

Georg Christoph Silberschlag

Über diese Entdeckung berichtete Silberschlag am 13.Juni 1761 in der „Magdeburgischen Privilegierten Zeitung“ Zitat:

„Noch ist zu bemerken, dass als die Venus im Begriff war, den Rand der Sonne von innen zu berühren, derselbe über seine Circulförmige Rundung in einem solchen Bogen austrat, welcher vollkommen mit dem Rande der Veneris parallel war. Kenner werden dieses Phänomänon einmühtig für eine Würkung der Atmosphär der Veneris halten, in welcher gewiss eine starke Brechung der Lichtstrahlen stattfinden muß. Merkwürdiger Umstand! Den nun ist das Daseyn der Atmosphär der Veneris, welches bisher nur analogice hat behauptet werden können, durch die Observation vollkommen bestätigt. Und die Venus ist also ganz gewiss eben einer solchen Welt Körper als unsere Erde ist.“

Einen ausführlichen Beobachtungsbericht veröffentlichte Silberschlag ebenfalls in seinem Buch „Ausgesuchte Kloster-bergische Versuche in den Wissenschaften der Naturlehre und Mathematik“, das 1768 erschien.
Ein Hinweis am Rande: Silberschlag beschreibt in seinem Buch auch die Versuche und die Geräte Otto von Guerickes (1602 – 1686) (http://www.ovgg.ovgu.de/) , mit denen er und seine Schüler während seiner Lehrtätigkeit im Kloster Berge experimentierten!

13.Juni 1761 in der "Magdeburgischen Privilegierten Zeitung" Seite 1 Quelle: Stadtarchiv Magdeburg
13.Juni 1761 in der "Magdeburgischen Privilegierten Zeitung" Seite 2 Quelle: Stadtarchiv Magdeburg
Closter Berga

Georg Christoph Silberschlag

Georg Christoph Silberschlag wurde am 14. Juli 1731 in der Stadt Aschersleben, der ältesten Stadt Sachsen Anhalts (753 n.Chr. erstmalig erwähnt) die zwischen Halle und Magdeburg am Harzrand gelegen ist, geboren.

Die Kindheit von Georg Christoph war sicher nicht einfach. Im Alter von drei Jahren starb seine Mutter, mit sechs Jahren verlor er den Vater. So wuchs er unter der Obhut seiner Stiefmutter auf, die der Vater noch kurz vor seinem Tode geheiratet hatte. Bis zu seinem 16. Lebensjahr blieb er in Aschersleben und besuchte hier das Stephaneum.

1747 holte ihn der Abt Johann Adam Steinmetz (1689- 1762), vom Kloster Berge zu Magdeburg, als Schüler in das Kloster-Pädagogium, wo er die folgenden drei Jahre zubrachte. Von dort aus ging er 1751 nach Halle zum Studium der Theologie, aber auch der Mathematik und Physik.

1753 berief ihn der Abt Steinmetz zurück an die Schule des Klosters Berge – nun aber als Lehrer. Neun Jahre arbeitete er dort mit großem Engagement im Schulamt.

1762 erfolgte sein Übergang ins Kirchenamt, indem er als Pfarrer nach Groß Engersen in der Altmark berufen wurde. Schon im Jahr darauf erfolgte allerdings der Wechsel nach Stendal an die dortige St. Petri-Kirche. 1771 wurde er schließlich nach Berlin versetzt, wo er zweiter lutherischer Prediger an der Dreifaltigkeitskirche und zugleich Inspektor der Königlichen Realschule war. Zum Ende seines Lebens kehrte er nach Stendal zurück.

Am 15. Oktober 1778 ernannte ihn König Friedrich II. zum Generalsuperintendenten der Altmark und der Prignitz, am 01. August 1779 wurde er als Pastor der Stendaler Domkirche eingeführt. In diesen Ämtern verblieb er bis zu seinem Tod, am 11. Juli 1790. Silberschlag hat theologische, pädagogische und naturwissenschaftliche Schriften veröffentlicht. Genannt seien hier:

1764 in Berlin eine geologische „Neue Theorie der Erde“
1768 ebenfalls in Berlin „Klosterbergische Versuche in der Naturlehre“

Die Gebrüder Silberschlag

Der Bruder, Johann Esaias Silberschlag, wurde mit der Benennung eines Kraters auf dem Mond geehrt und die Gebrüder Silberschlag wurden durch Magdeburg mit der Benennung einer Straße geehrt.

Der Silberschlag Mondkrater befindet sich auf der Mondvorderseite (6.2°N 12.5°E) im Mare Vaporum in der Nähe der Rima Ariadaeus. Siehe weißer Kreis im Bild rechts.

Der Mondkrater hat einen Durchmesser von 13,4 km und ist 2.500m tief.

Die Silberschlagstraße (52.1527527,11.6236523) befindet sich in Magdeburg im Stadteil Neustädter Feld.

Silberschlag_Krater